Welches Potenzial haben die neusten Technologien und wie kann dieses am besten ausgeschöpft werden? Dieser Frage ging der internationale Industry 4.0 Hackathon, powered by Pioneers Discover und startup300 nach. Vom 06. bis 08. November 2017 versammelten sich über 20 Start-ups aus den verschiedensten Bereichen der Industrie sowie Entwickler und Studenten in der Tabakfabrik in Linz um gemeinsam konkrete technische Probleme und Herausforderungen innerhalb eines 48-Stunden-Hackathons zu lösen.
Was wird unter einem Hackathon verstanden?
Das Wort „Hackathon“ setzt sich aus den Worten „Hack“ und „Marathon“ zusammen und beinhaltet eine kollaborative Veranstaltung zur Soft- und Hardwareentwicklung. In der Regel ist die Länge auf 48 Stunden begrenzt. Ausgewählte Start-ups und manchmal auch einzelne Entwickler oder Studenten arbeiten gegeneinander an Lösungen für reale Herausforderungen, welche sie von den Unternehmen gestellt bekommen.
Die drei Partnerunternehmen: KEBA AG, Wienerberger AG und Fronius International GmbH stellten den Teilnehmern des Hackathons folgende reale Use Cases zur Verfügung:
Das international agierende Automationsunternehmen KEBA suchte beim Industry 4.0 Hackathon nach Ideen für den Aufbau einer Online-Community, welche den Usern bei technologischen Fragen zur Seite steht. Die Lösungen sollte eine intelligente Datenbank sowie smarte Interface-Technologien beinhalten. Big Data, Predictive Analytics, Machine Learning, Remote Maintenance, VR/AR, HoloLens, Communication Tools und Community Building konnte der Use Case als “Technologies & Tools” beinhalten.
Die Wienerberger AG zählt mit 198 Produktionsstandorten in insgesamt 30 Ländern zum größten Ziegelproduzent weltweit. Im Rahmen des Industry 4.0 Hackathon forderte das Unternehmen eine virtuelle Unterstützung sowie intelligente Lösungsansätze für Maschinenwartungen. Die “Technologies & Tools“ beinhalteten Machine Labelling, Remote Maintenance, Predictive Analytics, Machine Learning, Big Data, VR/AR und Sensors.
Der dritte im Bunde ist die Fronius International GmbH aus Wels. Der globaler Marktführer im Bereich von Schweißtechnik, Photovoltaik und Akkutechnologie versprach sich aus dem Industry 4.0 Hackathon einen Prototyp für virtuelle Assistenzsysteme zur Inbetriebnahme, Steuerung und Wartung von Anlagen. Dabei können die folgenden „Technologies & Tools“ zum Einsatz kommen: AR/MR, HoloLens, Wearables, Smart Devices, Virtual Assistants, Conversational & Natural User Interfaces, interaction with PLM (PTC), CRM (Microsoft) and ERP.
Quelle: © 2017 Pioneers.io
So ging es los
Ein paar Sätze zur Erklärung der Ausgangslage haben von Seiten der Unternehmen gereicht, dann konnte es auch schon los gehen. Insgesamt traten 20 Teams aus Start-ups, ErfinderInnen und Studenten gegeneinander an. Diese verteilten sich zu jeweils sechs Teams auf die drei Unternehmen. Das Simplifier Team, bestehend aus unserem CIO, Christopher Bouveret, unserem Head of Core Projects, Kamil Filar und Front End Developerin Jennifer Häfner, befasst sich mit dem Use Case der Fronius International GmbH.
Über 30.000 Servicefälle wickelt die Fronius International GmbH im Jahr ab. Oftmals muss ein Techniker aus dem Headquarter zur Lösungsfindung hinzugezogen werden. Dadurch entstehen für das Unternehmen enorme Reisekosten. Um diesen Aufwand zu minimieren, forderte die Fronius International GmbH von den sechs Teams einen Prototyp für virtuelle Assistenzsysteme zur Inbetriebnahme, Steuerung und Wartung von Anlagen.
Expertenwissen ganz einfach zur Verfügung stellen
Auf Basis unserer Low-Code Plattform Simplifier entwickelte das Team von iTiZZiMO eine Smart Remote Service App. Meldet eine Anlage eine Störung, können die Installateure der Fronius International GmbH mittels Smartphone einen QR Code an der defekten Anlage abscannen und gelangen so in ein Menü für weiterführende Informationen. Hier haben sie die Wahl, sich entweder Videos zur Reparatur anzuschauen oder können in PDF Dateien den Lösungsweg nachlesen. Die PDF Dateien werden dabei maschinenspezifisch aus dem Fronius-eigenen Dokumentenmanagement (DMS) bezogen. Auch das Auslesen von Live Daten aus der Anlage ist über eine Schnittstellenanbindung problemlos möglich.
Sollten die bereitgestellten Informationen dem Installateur nicht weiterhelfen, besteht als weitere Möglichkeit einen Service Call durchzuführen. Hierbei kann der Installateur einen Techniker aus dem System heraus anrufen und der Experte leitet mit audiovisueller Unterstützung durch den Wartungs- oder Reparaturprozess, ohne seinen Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Durch die Übertragung des Kamerabildes des Smartphones können Fehler schnell gefunden und die korrekte Durchführung des Prozesses gewährleistet werden. Über eine automatische GPS Location weiß der Techniker außerdem, wo sich der Installateur genau befindet.
Um eine reibungslose und transparente Kommunikation sicherzustellen wurde der Simplifier außerdem mit dem Fronius-eigenen Ticket-System angebunden. Dadurch kann eine fehlerfreie Dokumentation der Tickets garantiert werden. Produktdaten, Maschinenfehlercodes sowie Kommentare werden dabei übermittelt. Somit können sich die Mitarbeiter alle Störfälle aus dem firmeneigenen CRM in tabellarischer Form zum jeweiligen Gerätetypus, anonymisiert, aufgelistet anzeigen lassen.
Mit Einsatz der Smart Remote Service App können die Reisekosten um 60 – 70 Prozent verringert werden. Der Wissenstransfer wird dadurch um ein vielfaches effizienter, da zur richtigen Zeit am richtigen Ort die kontextrelevanten Daten bereitgestellt werden können.
Durch die webbasierten Konfigurationsumgebung eignet sich der Simplifier hervorragend für die Erstellung integrierter Business und IoT Applikationen. Die Geschäftsprozesse der Fronius International GmbH konnten benutzerfreundlich abgebildet und die IT-Landschaften durch standardisierte Konnektoren miteinander vernetzt werden. Somit standen alle Daten schnell aufbereitet in der App zur Verfügung. Die pragmatische Lösung auf dem Simplifier kann somit nach 48 Stunden im Betrieb voll eingesetzt werden.
Quelle: © 2017 Pioneers.io
Der Ansatz zahlt sich aus
Am Ende des Hackathons wurden die Ergebnisse der einzelnen Teams präsentiert. Jedes Unternehmen konnte aus seinen sechs Teams, drei Favoriten auswählen. Im Anschluss traten diese vor eine zweite Jury, die einen Gewinner pro Unternehmen prämierte.
Die Gewinner im Überblick:
- Gewinner Wienerberger Challenge: Sarah Steiniger
- Gewinner Keba Challenge: craftworks
- Gewinner Fronius Challenge: iTiZZiMO
- Ex-Aequo Gewinner Industry 4.0 Hackathon: craftworks & Sarah Steininger
Die Gewinnersoftware – Simplifier
“Wir sind überwältigt und freuen uns sehr über den Sieg der Challenge. Und vor allem, dass sich unser Produkt – der Simplifier neben solch starken Gegnern bewährt hat. Der Hackathon hat gezeigt, dass der Simplifier genau das kann, was er auch verspricht: Rapid Application Development vom Feinsten. Ich bin stolz darauf, was unser kleines Team innerhalb von 48 Stunden geleistet hat und freue mich auf eine mögliche weitere Zusammenarbeit mit der Fronius International GmbH.“
Christopher Bouveret, CIO bei iTiZZiMO
“Wir haben noch nie an einem Hackathon teilgenommen, bei welchem wir gegen andere Teams antreten mussten. Umso mehr freut es mich, dass wir uns gegen 60 Teilnehmer aus über sechs Nationen in nur drei Tagen durchschlagen konnten und am Ende den Preis mit nach Würzburg nehmen durften.“
Jennifer Häfner, Front End Developerin bei iTiZZiMO