SAP, Strategie
|

Das S/4HANA-Dilemma: Warum SAP-Kunden zögern und wie Low-Code den Weg ebnet

6 Min. Lesezeit

Die SAP-Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Der Software-Gigant treibt seine Kunden mit Nachdruck in Richtung S/4HANA Cloud und einem subskriptionsbasierten Modell. Doch während die Cloud-Umsätze von SAP steigen, wächst bei den Anwendern die Skepsis. Ein aktueller Artikel auf CIO.com, basierend auf einer Umfrage unter 455 Unternehmen, zeichnet ein klares Bild des Zögerns und der Unsicherheit.

Aus der Perspektive von Simplifier  – dem Wegbereiter für Vereinfachung und Agilität in der IT – ist diese Entwicklung nicht überraschend. Sie ist ein Symptom für eine tiefere Diskrepanz zwischen der traditionellen, monolithischen ERP-Strategie und den Anforderungen der modernen, digitalen Welt. Die Migration zu S/4HANA ist keine rein technische Angelegenheit; sie ist eine strategische Weichenstellung, die viele Unternehmen scheuen. Lassen Sie uns die Gründe dafür genauer analysieren und einen pragmatischen Ausweg aufzeigen.

Die nackten Zahlen: Das Misstrauen der Kunden ist greifbar

Die von Rimini Street durchgeführte Umfrage liefert alarmierende Zahlen, die das Unbehagen der SAP-Kunden quantifizieren. Es geht nicht um eine vage Unzufriedenheit, sondern um konkrete, geschäftskritische Bedenken.

Zwei Hauptpunkte stechen hervor: die Angst vor unkontrollierbaren Kosten und der fehlende Nachweis eines klaren Return on Investment (ROI). 9 von 10 Befragten äußerten Bedenken hinsichtlich steigender und unvorhersehbarer Abonnementkosten. Der Wechsel von einer unbefristeten Lizenz – einem bilanzierten Vermögenswert – zu einem laufenden operativen Kostenblock bedeutet einen fundamentalen Kontrollverlust über die eigene IT-Budgetplanung.

Noch kritischer ist die ROI-Frage: Unglaubliche 95 % der Unternehmen geben an, dass die Erstellung eines überzeugenden Business Case für S/4HANA schwierig ist oder erheblichen Aufwand erfordert. Dies deutet darauf hin, dass die von SAP angepriesenen Vorteile in der Praxis oft nicht ausreichen, um die enormen Kosten, Risiken und den organisatorischen Aufwand einer vollständigen Migration zu rechtfertigen.

Das „Alles-aus-einer-Hand“-Paradigma bröckelt

Eines der aufschlussreichsten Ergebnisse der Studie ist, dass fast 80 % der befragten SAP-Kunden erwarten, in Zukunft einen modularen ERP-Ansatz zu verfolgen und mit mehreren Anbietern zusammenzuarbeiten. Dies ist ein direkter Widerspruch zu SAPs Vision einer zentralisierten S/4HANA-Plattform als alleinigem „digitalen Kern“.

„Innovation geschieht sehr schnell außerhalb der großen Softwareanbieter, die wir alle kennen… Alle Eier in den SAP-Korb zu legen, wird die zukünftigen Optionen einschränken.“ – Scott Hays, Rimini Street

Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf. Unternehmen erkennen, dass Agilität und Wettbewerbsfähigkeit nicht durch ein monolithisches System, sondern durch die flexible Kombination von „Best-of-Breed“-Lösungen erreicht werden. Ob es um spezialisierte KI-Dienste, IoT-Plattformen oder innovative Logistik-Tools geht – die Innovation findet in einem dezentralen Ökosystem statt. Ein starrer, allumfassender ERP-Ansatz wird hier schnell zum Innovationshemmnis. Genau an dieser Stelle setzen Low-Code-Plattformen wie Simplifier an: Sie sind die technologische Brücke, um einen stabilen SAP-Kern mit der agilen, modularen Welt von morgen zu verbinden, ohne in einen Vendor-Lock-in zu geraten.

ECC als Fels in der Brandung: Warum das Alte nicht immer schlecht ist

Der Gartner-Analyst Mike Tucciarone bringt es auf den Punkt: „In vielerlei Hinsicht ist SAPs größter Konkurrent für S/4HANA sein eigenes Legacy-ERP, ECC.“ Viele Unternehmen haben über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, massiv in die Anpassung, Stabilisierung und Integration ihrer ECC-Systeme investiert. Diese Systeme sind das Rückgrat ihrer Geschäftsprozesse – bewährt, zuverlässig und oft „gut genug“.

Die Vorstellung, diesen stabilen Kern für eine „Big Bang“-Migration aufzureißen, ist für viele CIOs ein Albtraum. Das Risiko ist immens, der Nutzen ungewiss. Anstatt das funktionierende Herzstück zu ersetzen, suchen Unternehmen nach Wegen, den „längeren Lebenszeitwert der Software, die sie implementiert haben“, zu nutzen, wie es im Artikel heißt.

Hier liegt die große Chance einer „Keep-the-Core, Innovate-at-the-Edge“-Strategie. Anstatt ECC abzuschalten, bietet sich ein technisches Update der Datenbank auf S4/Hana an, um supportfähig zu bleiben.  So kann das bestehende System als stabiles Backend weiterlaufen,  während moderne, benutzerfreundliche Anwendungen und Prozesse mit einer Low-Code-Plattform darauf aufgesetzt werden.So lassen sich mobile Apps für den Außendienst, moderne Web-UIs für das Management oder die Anbindung neuer KI-Services realisieren, ohne das Kernsystem zu gefährden. Dies ist kein „Abwarten“, sondern eine aktive, risikominimierte Modernisierungsstrategie.

Der smarte Mittelweg: Modernisierung ohne den Big Bang

Das S/4HANA-Dilemma zwingt Unternehmen scheinbar in eine „Alles-oder-Nichts“-Entscheidung. Doch es gibt einen pragmatischen und strategisch überlegenen dritten Weg, der durch Low-Code-Plattformen ermöglicht wird.

  1. Risiko minimieren, ROI beweisen: Anstatt mit einer vollständigen Backend-Migration zu beginnen, können Unternehmen neue, innovative Anwendungen auf einer Low-Code-Plattform entwickeln, die mit dem bestehenden ECC-System verbunden sind. So wird der Geschäftsnutzen schnell sichtbar und der ROI für spezifische Anwendungsfälle nachgewiesen, bevor eine Kernsanierung überhaupt in Betracht gezogen wird.
  2. Modularität heute schon leben: Eine Low-Code-Plattform fungiert als Integrations- und Orchestrierungsschicht. Sie ermöglicht es, das ECC-System mit den gewünschten Best-of-Breed-Cloud-Diensten zu verbinden und so den von 80 % der Kunden gewünschten modularen Ansatz schrittweise zu realisieren.
  3. Zukunftssicherheit schaffen: Anwendungen, die auf einer Low-Code-Plattform erstellt werden, sind vom Backend entkoppelt. Sollte sich das Unternehmen in der Zukunft doch für eine Migration zu S/4HANA entscheiden, können die bereits erstellten Frontends und Geschäftslogiken mit geringem Aufwand an das neue Backend angebunden werden. Die Investition in die User Experience und die Prozessdigitalisierung bleibt erhalten.

Dieser Ansatz löst die zentralen Bedenken der Kunden: Er ermöglicht eine schrittweise, budgetkontrollierte Modernisierung, liefert schnell sichtbare Ergebnisse (ROI) und bewahrt die strategische Flexibilität, anstatt sich einem einzigen Anbieter auszuliefern.

Fazit: Machen statt Zögern – Ein Modell für die SAP-Community

Während viele noch über den Business Case grübeln, zeigen andere, wie es geht. Der Automobilzulieferer ElringKlinger stand vor denselben Herausforderungen und hat einen pragmatischen, erfolgreichen Weg gefunden. Ihre Geschichte ist keine Theorie, sondern ein bewährter Praxisleitfaden, der zeigt, wie man mit einer smarten Low-Code-Strategie die IT-Modernisierung vorantreibt, ohne in die „Big Bang“-Falle zu tappen. ElringKlinger zeigt, dass Unternehmen nicht zwischen einem riskanten „Big Bang“ und dem Festhalten an veralteten Systemen wählen müssen. Der smarte Mittelweg liegt in einer schrittweisen, ROI-getriebenen Modernisierung.

Indem ElringKlinger mit Simplifier gezielt dort ansetzt, wo der größte Schmerz und das größte Potenzial liegen, schafft das Unternehmen schnell sichtbare Erfolge. Sie beweisen den ROI nicht in theoretischen Business Cases, sondern in der Praxis. Sie leben den von 80 % der Kunden gewünschten modularen Ansatz, indem Sie Ihren stabilen SAP-Kern flexibel mit den besten verfügbaren Tools verbinden. Und Sie bauen eine zukunftssichere Anwendungslandschaft auf, die unabhängig von der darunterliegenden Backend-Technologie Bestand hat.

Die Botschaft von ElringKlinger an die SAP-Community ist klar: Nehmen Sie Ihre Roadmap selbst in die Hand. Warten Sie nicht auf den perfekten Moment für die IT-Modernisierung – schaffen Sie ihn selbst, App für App.

Möchten Sie mehr über die Journey von ElringKlinger erfahren?
Hier geht es weiter …

Fragen? Let´s talk!

Du möchtest mehr zu diesem Thema wissen und weitere Insights erfahren? Dann lass uns unverbindlich sprechen und ich erzähle dir, was es noch spannendes zu berichten gibt.

Christopher Bouveret
Innovationsexperte bei Simplifier

Weitere News

Simplifier REAL-TALK-Serie startet: IT-Entscheider zu Themen, die den Mittelstand bewegen.

Shopfloor Digitalisierung bei Hako: Wie Low Code aus Papierlogik eine digitale Fabrik macht