Seit geraumer Zeit beschäftigen wir bei der Simplifier AG uns mit Software. Wesentlicher Teil unserer Arbeit ist es dabei, Anwendungen so zu gestalten, dass sie von Usern so positiv wie möglich wahrgenommen werden. Zusammengefasst wird diese Tätigkeit unter dem Namen User Experience (UX).
Was genau ist UX?
User Experience beschreibt alle Aspekte der Nutzererfahrung bei der Bedienung von Software, aber inzwischen wird das Konzept auch auf physische Produkte übertragen. Die User Experience geht im Vergleich zur Usability weiter und beschreibt die komplette Wahrnehmungswelt des Nutzers, also auch Erwartungen an das Produkt, ohne es je genutzt zu haben oder Reflexion über das Produkt nach dem eigentlichen Nutzen. Usability konzentriert sich auf die reine Nutzbarkeit einer Anwendung und betrachtet daher nur den Zeitpunkt des wirklichen Gebrauchs.
Warum ist UX in der modernen Softwareentwicklung so wichtig?
Software hat in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme Wandlung durchlebt. Erinnern Sie sich noch an MS-DOS, Microsofts Spitzen-Betriebssystem für Einzelrechner in den 1980ern? Eine grafische Benutzeroberfläche gab es damals noch nicht, die Bedienung setzte einige Kenntnisse der Bedienungssyntax voraus. Das Ganze war zwar nicht so kompliziert wie eine eigene Programmiersprache, aber es ging sehr in die Richtung. Wie viele Leute, die heute regelmäßig mit Software arbeiten, können wohl programmieren? Ehrlich gesagt, auch wir haben keine Ahnung, aber es dürfte ein Bruchteil sein.
Da Software in unserem Alltag eine immer wichtigere Rolle gespielt hat und weiterhin spielen wird, liegt es nahe, die Bedienung möglichst vielen Menschen zu ermöglichen. Also musste Software einfacher werden und das nicht nur im privaten Bereich. Hier haben Smartphones und Tablets eine neue Ära der Intuitivität eingeläutet, inzwischen werden die Geräte und ihre intuitive Bedienbarkeit auch vermehrt im Geschäftsleben geschätzt. Denn viele Arbeitnehmer wollen auf diese Einfachheit, an die sie sich privat gewöhnt haben, auch bei der Benutzung von betrieblicher Software nicht mehr verzichten – auf mobilen Geräten und am Desktop.
Ein wesentlicher Vorteil von einfach zu bedienenden Anwendungen aus wirtschaftlicher Sicht ist die Reduktion der Fehlbedienung. Mit einfacher Software kann die Effizienz enorm gesteigert werden, da die Nutzer schneller arbeiten können und weniger zeitraubende Nachfragen entstehen. Auch der Zeitaufwand für Schulungen wird minimiert.
Unternehmen und die UX
Besonders große Unternehmen mit einer eigenen Entwicklungsabteilung haben inzwischen auf die neuen Anforderungen reagiert und stellen vermehrt User Experience Designer ein. Dieses Berufsbild ist verhältnismäßig neu. Die Spezialisten konzipieren Software so, dass sie für die Benutzer oder auch verschiedene Benutzergruppen möglichst einfach zu bedienen ist und ihnen ein positives Gesamterlebnis verschafft. Die Optik spielt dabei eine wichtige Rolle, aber UX-Design ist weit mehr als simples Aufhübschen von Software. Wichtiges Beispiel dafür sind gelernte, weil vertraute Funktionen, an die sich Anwendungen halten sollten, um verstanden und akzeptiert zu werden. Dazu gehört z.B., dass der „Zurück“ Button den Nutzer auf die vorher besuchte Seite führt. Ein weiteres gelerntes Element betrifft die Farbsymbolik. Im Regelfall steht grün für „bestätigen“ und rot für „abbrechen“. Nicht nur Apps folgen diesem Prinzip, auch Automaten oder Ampeln. Für UX Designer ist es wichtig zu wissen, dass verschiedene Kulturen ganz unterschiedliche Anforderungen in Bezug auf Farbsysmbolik und Gestaltung von Anwendungen haben können. Besonders international ausgerollte Anwendungen brauchen daher viel Konzeptionszeit, was die UX nach Lehrbuch kostenintensiv gestaltet. Daher werden in vielen Unternehmen die gut ausgebildeten Spezialisten als Entwickler genutzt, obwohl sie eigentlich die Entwicklungsarbeit konzipieren sollten.
Simplifier und UX – wie geht das zusammen?
Doch da immer mehr Software für immer mehr Zwecke benötigt wird und kein Unternehmen es sich heute leisten kann, mehrere Monate oder sogar Jahre auf eine Applikation zu warten, werden Systeme benötigt, mit denen sich die Konzept-Phase, die Entwicklungs- und die Testphasen verkürzen lassen. An genau diesem Punkt setzt unser Simplifier an. Denn anstatt Software von Grund auf zu programmieren, können Entwickler, die mit unser Low-Code Plattform arbeiten, auf vorgefertigte Elemente zurückgreifen: Ob Layout, bestimmte Funktionen, ganze Applikationen oder Plugins – alle vorkonfigurierten Elemente sind mit unseren User Experience Designern entwickelt worden und verschaffen den späteren Benutzern positive Nutzererlebnisse.
Dank Rapid Prototyping lassen sich neue Ideen schnell in klickbare Demos verwandeln. So kann sichergestellt werden, ob die Idee beim späteren Nutzer auch ankommt, bevor die eigentliche Arbeit losgeht, denn oft gehen realisierte Anwendung und Benutzerbedürfnisse weit auseinander und nachgelagerte Änderungen kosten nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. Generell lässt sich die Umsetzungsgeschwindigkeit um bis zu zehn Mal verringern – somit können Entwickler effizienter arbeiten und sich auf Features konzentrieren, die (noch) nicht durch Konfiguration abbildbar sind.
UX überspitzt
Beim UX-Design geht es darum, Benutzergruppen möglichst genau zu analysieren Anwendungen gemäß der verschiedenen Bedürfnisse von Benutzern umzusetzen. Ein einfaches Beispiel dafür ist der Laien- und der Expertenmodus. Der Laie erhält Tipps zur Bedienung, während der Experte darauf verzichten kann. Benutzergruppen lassen sich sehr allgemein, aber auch sehr granular bestimmen. Je höher die Anzahl der Nutzergruppen ist, desto komplexer ist die Umsetzung der Anwendung. Denn für jede Benutzergruppe müssen Analysen durchgeführt, Benutzerprofile entwickelt und daraus Richtlinien für die Umsetzung entwickelt werden.
Durch die Konfigurationsmöglichkeit mit Simplifier reduziert sich aber die Umsetzungszeit so massiv, dass es durchaus denkbar ist, nahezu Individualsoftware zu erstellen. Fertige Anwendungen lassen sich einfach kopieren und mit wenigen Klicks sind z.B. alle Buttons vergrößert, so dass die Anwendung auch mit Handschuhen bedient werden kann. Schärfere Kontraste helfen bei der Bedienung im Sonnenlicht, Elemente könnten für ältere Benutzer vergrößert werden, um die Les- und Bedienbarkeit zu verbessern.
Sprachgesteuerte Anwendungen können für User, die in lauter Umgebung arbeiten, auf die Bedienung per Textein- und ausgabe umgestellt werden.
Grundsätzlich sind solche Änderungen mit Simplifier kein Problem, inwieweit sie sich tatsächlich rechnen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Denn auch bei der Verwendung von Simplifier ist es nicht wirtschaftlich, unendlich viele Varianten einer Anwendung zu betreiben.
Ein Blick in die Zukunft
Smartphones und Tablets sind die eine Sache, komplizierter wird das Thema UX bei den neuen persönlichen Assistenten, wie Siri oder Alexa. Denn bei allen Devices, die über ein Display verfügen, indizieren die Buttons und andere Inhaltselemente recht schnell den Zweck der jeweiligen Anwendung. Persönliche, digitale Assistenten aber verwenden ein unsichtbares User Interface, bei dem die Funktionen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Der Nutzer muss den Funktionsumfang erst herausfinden – für die UX-Designer eine komplexe Aufgabe, denn gesprochene Sprache wird zum Kommunikationsmittel zwischen Software und Nutzer. Sprachverwendung, Lautstärke oder auch Komplexität des Satzbaus werden in Zukunft Betätigungsfelder von UX-Experten sein.